Kaffee Trends 2018
Die Trends rund um den Kaffee haben sich in letzter Zeit stark verändert: Nachdem jahrelang die Entwicklung hin zu verschwenderischen Kaffeepad- und Kapselautomaten ging, erfährt Kaffee besonders durch die Third Wave aktuell als guter alter Filterkaffee oder auch kalt aufgebrüht seine Renaissance. Doch wie wurde Kaffee ursprünglich getrunken und wie haben sich die Kaffee-Trends und die Konsumenten durch die Jahre hindurch verändert? Ein kleiner Rückblick und eine Übersicht über die aktuellen Kaffee Trends.
Vom Kaffeehaus zum Coffee to go
Seit der Verbreitung des Kaffees gibt es unzählige Varianten, das “braune Gold” zu genießen. Ob als Cappuccino, Espresso oder auch kalt als Frappé – Kaffee wurde noch nie so vielfältig konsumiert wie heute.
Als Kaffee im 16. und 17. Jahrhundert Europa eroberte, war er noch ein teures Gut. Kaffee wurde damals ausschließlich von adligen oder vermögenden Personen konsumiert und der Genuss glich einer Zeremonie: Das teure Getränk wurde genossen, gefeiert und geliebt. Als die ersten Kaffeehäuser eröffneten und der Kaffee seine Reise um den Globus vollendet hatte, wurde er langsam für jeden erschwinglich und nun konnten ihn auch weniger vermögende Menschen genießen. Mit der Industrialisierung und dem Einzug der Hektik in den Lebensalltag gegen Ende des 20. Jahrhunderts wurde auch die Zeit für genießerische Kaffeerituale knapp. Coffee to go in Plastik- oder Pappbechern wurde immer beliebter. Vielerorts wurde nicht besonders auf den Geschmack und die Qualität des Kaffees geachtet, nur stark musste er sein und wappnen sollte er für einen langen Tag in unserer schnelllebigen Zeit. In den USA begann zunehmend auch der Einzug stark gesüßter Kaffee-Spezialitäten, beispielsweise mit dem Frappé, der mit Speiseeis zubereitet wird, oder diversen Flavors, Geschmacksrichtungen an Sirup, die in den Kaffee gegeben wurden. So wurde der Coffee to go-Trend kalorienreich und lag vielen schwer im Magen.
Third Wave Kaffee: Ein neuer Kaffeekonsum
Die bis heute anhaltende Third Wave bildet den Höhepunkt der Kaffee-Bewegung, die Anfang des 20. Jarhunderts mit der First Wave begann, als der Kaffee endlich für Jedermann zugänglich war. Die Second Wave ab Mitte der 1960er-Jahre stellte die Qualität des Kaffees wieder in den Vordergrund. Hochwertige Kaffeeprodukte fanden ihren Weg in den Massenmarkt, auch liegt der Ursprung des Kaffee-Gigants Starbucks in der Second Wave. In der Third Wave geht es nun um die Individualisierung des Kaffees.
Mit der Third Wave hat seit einiger Zeit ein neuer Trend Einzug in unsere Coffee Shops und Cafés gehalten: Kaffee soll nicht länger ein Alltagsgetränk für nebenbei sein, um aufzuputschen, sondern soll wieder mit Liebe zubereitet, bewusst genossen werden und vor allem nachhaltig sein. Seit Beginn des 21. Jahrhunderts wuchs nach und nach das Umweltbewusstsein der Menschen, und die Nachfrage nach fair gehandeltem und ökologisch angebautem Kaffee stieg. Doch nicht nur fair, sondern auch transparent für den Konsumenten soll der Weg von der Kaffeeplantage bis zum 60-Kilo-Sack Rohkaffee sein. Anhänger der Third Wave kaufen meist nur Rohkaffee, um ihn selbst besonders schonend und mit speziellen Methoden zu rösten. Je nach Zubereitungsmethode und gewünschtem Endprodukt werden die Kaffeebohnen dann in verschiedenen Mahlgraden gemahlen, damit die gesamte Aromenvielfalt sich entwickeln kann. Mit der Third Wave eröffneten unzählige (Mikro-)Kaffeeröstereien und Coffee Shops, in denen ausschließlich hochwertiger und selbst gerösteter Kaffee gekauft oder auch vor Ort genossen werden kann. Der Trend “Coffee to go” wurde abgelöst durch einen Trend des geduldig zubereiteten Kaffees mit hohen Qualitätsansprüchen, den man Coffee to stay *nennen könnte. Ein Barista ist seit der *Third Wave nicht länger nur ein Kaffee verkaufender Mensch, sondern jemand, der mit Passion und Wissen Kaffee röstet, zubereitet und stetig auf der Suche nach neuen Sorten ist.
Kaffee-Trends der neuen Generation
Kaffee-Trend Nr. 1: Der Ursprüngliche. Pour Over Coffee
Der wichtigste neue Trend, den die Third Wave mitgebracht hat, ist der gute alte Filterkaffee. Mit einem neuen Namen, Pour over, hat er die Herzen vieler Kaffee-Enthusiasten erneut im Sturm erobert. Da der Fokus nun viel stärker auf Herkunft, Röstmethode und Mahlgrad liegt, soll der Filterkaffee der neuen Generation noch besser schmecken.
Kaffee-Trend Nr. 2: Kalter Kaffee. Cold Brew und Cold Drip Coffee
Kalt aufgebrühter Kaffee ist derzeitig ein starker Trend bei Kaffee-Fans. Durch die kalte Zubereitung werden vor allem die lieblichen Aromen der Kaffeebohnen hervorgehoben, Bitterstoffe und Säuren schmeckt man beim kalt aufgebrühten Kaffee nicht. Es gibt zwei Methoden, wie der Trendkaffee heutzutage hergestellt wird:
Beim Cold Brew Coffee wird grob gemahlenes Kaffeepulver in Wasser mit Raumtemperatur aufgelöst und dieses Gemisch entweder im Kühlschrank oder bei Zimmertemperatur für mindestens 12, maximal 24 Stunden stehen gelassen. Nach Ablauf dieser Zeit wird die Mischung dann gesiebt und fertig ist der Cold Brew Kaffee! Der kalte Kaffee enthält weniger Bitterstoffe, Säuren und Koffein. Zum Trendgetränk werden Eiswürfel, Wasser oder auch Zucker und Sahne gereicht. Cold Brew Kaffee ist um einiges aromatischer als herkömmlich zubereiteter Kaffee.
Beim Cold Drip Coffee, auch Dutch Coffee genannt, wird tropfenweise eiskaltes Wasser auf gemahlenes Kaffeepulver gegeben. Über mehrere Stunden hinweg entsteht so ein aromatisches, kräftiges Kaffeekonzentrat, das mit Wasser verlängert wird. Diesem Trendgetränk wurden die Öle und Aromen der Kaffeebohne schonend entlockt, was für einen vollmundigen Geschmack sorgt. Die Japaner perfektionierten übrigens die Zubereitung des Cold Drip-Kaffee. Heutzutage wird Cold Drip-Kaffee mit exotischen Geräten zubereitet, deren Glaskolben doch ein wenig an den Chemieunterricht erinnern.
Für beide Kaffeezubereitungsarten gibt es weiterhin viele Varianten, wie diese aufgepeppt werden können:
- Ganz im Trend liegen sogenannte Coffee Cocktails, bei denen zum Cold Brew oder Cold Drip-Kaffee ein Schuss Gin oder Wodka zugemischt wird.
- Auch beliebt sind Variationen mit zerkleinertem Obst oder Gemüse im kalt aufgebrühten Kaffee.
- Ebenfalls ein Kaffee-Trend: Ice Brew Coffee, der amit heißem Wasser aufgebrüht und dann sofort mit Eis heruntergekühlt wird. So wird die Entstehung von Bitterstoffen vermieden.
Es gibt noch zahlreiche weitere Varianten und Spielarten des Cold Brew Coffee, die ausgefallenste ist aber wahrscheinlich der Nitro-Kaffee: Bei diesem kalt gebrühten Kaffee wird Stickstoff zugesetzt, damit ein geschmeidiges und haltbares Getränk entsteht. Nitro-Kaffee schmeckt auch ohne Zugabe von Milch und Zucker cremig, süß und mild, was mit der chemischen Reaktion von den Stickstoffblasen mit unseren Geschmacksknospen zusammenhängt.
Kaffee-Trend Nr. 3: Der Sattmacher. Bulletproof Coffee
Gerade bei Menschen, die Fett abbauen möchten oder einen langen Tag vor sich haben, ist der Bulletproof Coffee als Frühstücksersatz aktuell sehr gefragt. Für diesen Kaffee wird mit der bevorzugten Zubereitungsart eine Tasse Kaffee gebraut, ein Löffel hochwertige Butter (gut geeignet ist z. B. Weidebutter) und ein Löffel Kokosöl hinzugegeben und alles vermischt; am besten im Mixer, sonst kann das Gemisch schnell unappetitlich aussehen. So entsteht eine schöne Cremigkeit. Dieser Kaffee gibt besonders morgens Kraft und Energie und hält sogar ein wenig satt.
Kaffee-Trend Nr. 4: Mikro-Röstereien
Wie oben bereits erwähnt, eröffnen seit einiger Zeit viele Kaffeeröstereien ihre Pforten. Grund dafür ist nicht nur die starke Nachfrage nach qualitativ hochwertigem Kaffee, der mit der Third Wave gelangte, sondern auch der Wunsch nach Experimenten beim Rösten. Die Mikro-Röstereien rösten, wie der Name schon vermuten lässt, kleine Mengen an Kaffeebohnen und können so neuartige Ergebnisse kreieren, ohne große Verluste zu riskieren. Da es immer mehr Kaffee-Enthusiasten gibt, ist auch für die kreativ gerösteten Kaffees eine hohe Nachfrage vorhanden. Der Kaffee-Trend lautet im Kern also: Nicht nur qualitativ, sondern auch besonders geröstet muss die Bohne sein.
Kaffee-Trend Nr. 5: Die Mischung macht’s. CoffTea
Beim CoffTea handelt es sich um Kaffee, kombiniert mit Tee. Auch hier sind dem Erfindungsreichtum der Baristas keine Grenzen gesetzt. Besonders dunkle Teesorten sollen aufgrund ihres Aromas besonders gut zu Kaffee passen. Die Mischung aus Tee und Kaffee ist in Deutschland noch relativ neu, in China gehört CoffTea, auch Coffee-Tea genannt, bereits zum Kulturgut. CoffTea hat durch die Mischung von Tee und Kaffee einen etwas höheren Koffeingehalt als herkömmlicher Arabica-Kaffee.
Kaffee-Trend Nr. 6: Die helle Röstung. Light Roast Coffee
Besonders in den nordischen Ländern wird diesem Kaffee Trend nachgegangen: Der hell geröstete Kaffee durchläuft eine kürzere Röstdauer, wodurch weniger Bitterstoffe freigesetzt werden. Charakteristisch für nur kurz geröstete Bohnen ist der säuerliche Geschmack, da die Fruchtsäuren in der Kaffeebohne enthalten bleiben. Der Light Roast Coffee wird aufgrund seiner Farbe auch häufig als Zimtröstung bezeichnet.
Kaffee-Trend Nr. 7: Aus dem Hahn. Draft Coffee
Draft Coffee kommt direkt aus dem Zapfhahn. Heiß aufgebrüht wird er schnell heruntergekühlt und die Luftzufuhr verhindert, sodass das volle Aroma erhalten bleibt. Beim Kaffee aus dem Zapfhahn ist vor allem der Aspekt des Marketings für Gaststätten und Cafés interessant, da der Kaffee aus seinem bekannten Umfeld (der Kaffeemaschine) gerissen und in einem veränderten Kontext angeboten wird. So weckt der Draft Coffee die Neugier der Kaffeetrinker und die Nachfrage steigt.
Kaffee-Trend Nr. 8: Der Gesunde. Chi-Kaffee
Für Menschen mit schwachem Magen oder für Gesundheitsbewusste eignet sich dieser Kaffee-Trend besonders: Chi-Kaffee ist nicht nur gesund, sondern schont zugleich Magen und Darm. Zudem ist er vegan, was sicher nicht unwesentlich zu seinem Trendfaktor beiträgt. Der Name Chi leitet sich vom chinesischen Qi ab, was so viel wie “Lebensenergie” bedeutet. Chi-Kaffee soll durch seine leichte Röstung und seine besonderen Zusatzstoffe diese Lebensenergie wiederherstellen. Mit drei Tassen am Tag kann man seinen Bedarf an Ballaststoffen bereits zu 30 % decken. Was den Chi-Kaffee so besonders macht: die Zugabe von Akazienfaser-Ballaststoffen, Guarana, Ginseng und Kakao. Chi-Kaffee ist zumeist als Pulver erhältlich und wird einfach mit heißem (oder auch kaltem) Wasser aufgebrüht, verrührt, und gegebenenfalls noch gesüßt.
Fazit: So wird Kaffee heute getrunken
Rückbesinnung auf alte Werte der Kaffeezubereitung, Entschleunigung und Qualitätssteigerung sind nur einige Aspekte der aktuellen Kaffee-Trends. Die beliebten Arabica- und Robusta-Bohnen werden mit einer Aufmerksamkeit behandelt wie lange nicht mehr, die Zeiten des schnellen Coffee to go, der heruntergestürzt wird, sind vorbei. Und das spiegeln die aktuellen Kaffee Trends auch wider: Man lässt sich Zeit bei der Zubereitung des Kaffees, achtet viel stärker auf Herkunft, Röstmethoden und Mahlgrad, und das Kaffeetrinken wird erneut zum kleinen Zeremoniell. Ob Cold Brew oder Filterkaffee der nächsten Generation: Kaffeeliebhaber kommen bei den derzeitigen Kaffee Trends auf jeden Fall auf ihre Kosten.