Der Welthandel mit Kaffee ist ein komplexes System. Jedes Jahr werden etwa 150 Millionen Säcke geerntet – jeder siebte Sack verlässt sein Produktionsland. Wie viel Kaffee-Exporteure pro Sack Kaffeebohnen verlangen können, unterliegt starken Schwankungen. Dabei haben Kaffeepreise einen direkten Einfluss auf den Wohlstand vieler Exportländer. In Regionen, in denen fast jede Familie vom Wirtschaftsfaktor Kaffee abhängt, entscheidet der Verbraucher tausende Kilometer entfernt über Gewinne und Verluste.

Akteure im Kaffeehandel: Vom Bauern zum Käufer

Was passiert mit dem Kaffee nach der Ernte? Der Lebenszyklus einer einzelnen Bohne kann ganz unterschiedlich sein. Neun von zehn Säcken Rohkaffee werden von den Anbauländern ins Importland befördert, ohne vorher weiterverarbeitet zu werden. Am Anfang stehen häufig Kleinbauern oder die Betreiber größerer Kaffeeplantagen – privat oder staatlich. Als Bindeglieder zwischen den Herstellern und dem Einzelhandel stehen Zwischenhändler: Kaffee-Exporteure beauftragen Kaffeeagenten und -makler, die entlang der Handelskette einen Anteil am Profit des Rohstoffes haben. Bevor der Endverbraucher den fertigen Kaffee genießen kann, werden die Bohnen im Zielland veredelt und geröstet.

Weltwirtschaftsfaktor Kaffee

Eine weit verbreitete Annahme ist, dass Kaffee der zweitwichtigste Rohstoff der Welt sei. Unbestritten ist die globale Relevanz des Kaffees als Exportgut. Insgesamt sind jedoch andere Handelswaren und Rohstoffe wichtiger geworden. Rohöl, Gas, Gold, Mais, Baumwolle und Sojabohnen sind beispielsweise Handelswaren, die den Kaffee in seiner Relevanz übertreffen.

Rohstoff Kaffee als Existenzgrundlage

Der Kaffeeexport nach Europa ist besonders lukrativ. Jede dritte Tasse des Heißgetränks wird in einem der EU-Länder getrunken. Danach folgen die USA und Brasilien auf dem Treppchen der größten Kaffeekonsumenten weltweit mit jeweils 17 % und 13 % Anteil am globalen Verbrauch. Für einzelne Nationen entscheidet der Kaffeeexport über das tägliche Brot: In rohstoffarmen Ländern wie Äthiopien ist die Kaffeeproduktion tief verflochten mit dem Wohlstand der Bevölkerung.

Die größten Kaffee-Exporteure der Welt

Die fünf größten Kaffee-Exporteure im Jahre 2016 waren Brasilien, Vietnam, Kolumbien, Indonesien und Indien. Kleinere Kaffeenationen wie Uganda haben ihre Exportvolumen deutlich gesteigert, während Mexiko, Ecuador und Guatemala deutlich weniger Säcke ins Ausland verkauften. Zumindest bei den Gold- und Silbermedaillen für die Exportweltmeister gab es in den letzten Jahren keine Überraschungen.

Rohstoff Kaffee: ein unbeständiger Markt

Die Ausbeute der Kaffeeernte ist abhängig von unterschiedlichen Faktoren. In den meisten Anbaugebieten werden die Bohnen nur einmal im Jahr geerntet. Der Ertrag pro Hektar Anbaufläche hängt zudem von der Erntemethode und der Bohnensorte ab. Um 60 kg Arabica Rohkaffee zu ernten, benötigen Kaffeebauern im Durchschnitt 100 fruchtbare Bäume.

In manchen Anbaugebieten gibt es dank konstanter klimatischer Bedingungen Jahr für Jahr solide Ernten. Andere Nationen sind abhängig von starken Regen- oder Trockenperioden, die direkten Einfluss auf den Ertrag haben. Der Kaffeeanbau wird so zu einem hohen finanziellen Risiko: Kaffeeproduzenten investieren in Saat, Pflege und Ernte des Rohkaffees. Fällt die Ernte aus, bleiben nicht nur die Erträge aus: Niemand ersetzt die entstandenen Kosten, die die Herstellung bereits verursacht hat. Die Kaffeenachfrage der Industrieländer schafft zusätzliche Unsicherheitsfaktoren. Auch saisonale Schwankungen spielen eine Rolle: Im Sommer wird in der nördlichen Hemisphäre deutlich weniger Kaffee getrunken als in den Wintermonaten.

Der Kaffeepreis

Der Preis für einen Sack Kaffee, der beispielsweise als Importware nach Deutschland verschifft wird, hängt von mehreren Faktoren ab: Entscheidend ist das Ursprungsland, die Kaffeesorte, der Lagerbestand vor Ort und die inländische Nachfrage. Der Rohstoff Kaffee wird an den Londoner und New Yorker Börsen gehandelt. In Folge unterliegt der Kaffeepreis weltwirtschaftlichen Konjunkturzyklen.

Betrachtet man den Kaffeepreis der letzten zehn Jahre, wird deutlich, dass der Kilopreis sich auf einem dauerhaft niedrigen Niveau befindet. Seit 2011 besteht ein negativer Trend mit nur wenigen bedeutenden Unterbrechungen.

Import: Kaffeelieferung nach Deutschland

Deutsche lieben Kaffee! Im Durchschnitt trinkt jeder Deutsche bis zu 750 Tassen des Heißgetränks pro Jahr. Der Großteil des Rohkaffees kommt gut temperiert und trocken gelagert per Containerschiff in einem der großen Frachthäfen wie Hamburg an. Der deutsche Gaumen bevorzugt Arabica-Röstungen – Röstkaffee aus Robusta-Bohnen wird trotzdem gerne für Espresso in der Gastronomie verwendet. Doch nicht jedes Kilo Kaffee, das auf deutschem Boden ankommt, wird auch in Gastronomie oder Einzelhandel verkauft. Ein großer Teil des Kaffeeimports nach Deutschland wird gewinnbringend weiterverarbeitet: Laut Deutschem Kaffeeverband ist Deutschland der größte Exporteur von Kaffeeprodukten weltweit.

Kaffeewissen: Fairer Handel auf Umwegen

Die Nachfrage der Konsumenten hat sich verändert und die Kaffee-Exporteure weltweit reagieren. Nicht nur der Geschmack, sondern das gute Gewissen beim Genuss der Tasse Kaffee spielt eine größere Rolle denn je. Mehr und mehr Verbraucher legen Wert auf soziale und ökologische Aspekte und kaufen bewusst Produkte, die entsprechende Siegel aufweisen. So ist auch die Produktauswahl in deutschen Supermärkten und Kaffeeshops gewachsen.

Bewusster Konsum verändert den Welthandel

Nachhaltiger Anbau, Umweltschutz und gerechte Preise können aktiv von gut informierten Verbrauchern beeinflusst werden. Schnell entsteht jedoch ein Problem: Je vielfältiger das Angebot, desto undurchschaubarer erscheinen die Siegel und Beschreibungen der Kaffeebohnen. Kaffee aus Ökolandbau, Bio-Kaffee oder doch Fairtrade? Nur wer sich gut informiert, behält den Überblick über die zertifizierten Siegel und deren Bedeutung. Viele Kaffeefans geben gerne mehr aus, um etwas Gutes zu tun. Diese wachsende Kaufbereitschaft wird gerne ausgenutzt: Wer verführt ist zu glauben, dass teurer Kaffee aus vermeintlich nachhaltigem Anbau dem kleinen Kaffeebauern nützt, geht eventuell einem cleveren Marketing auf dem Leim. Ob sich die Bedingungen in den Erzeugerländern tatsächlich verbessern, ist leider nicht immer transparent.

Obwohl der Marktanteil an fair gehandelten und biologisch erzeugten Kaffees in vielen Industrieländern nach wie vor gering ausfällt, steigt die Nachfrage konstant. Im letzten Jahr stieg der Absatz von Fair Trade Kaffee in Deutschland um 25 % im Vergleich zum Vorjahr. Das bedeutet, dass etwa vier von 100 kg Kaffee aus fairem Handel stammten. Für 2017 ist eine weitere Steigerung zu erwarten.